4. Framing, weiter Rahmen für Worte und Texte - PODCAST & Blog

Worte und Texte wirken durch ihren Rahmen. Okay. Aber eigentlich findest du, Rahmen sind uncool und willst am liebsten alle sprengen? Oder findest du, dass zu einem guten Bild ein ebenso guter Rahmen gehört? Dass sogar der Rahmen dem Bild erst Halt gibt?

Das ganze Gerede über Framing und Re-Framing ist dir noch zu wenig konkret und du weißt nicht, wie dir das beim Schreiben weiterhelfen kann. Außerdem bist du auf der Suche nach dem richtigen Rahmen für deine Worte und deine Texte mit unglaublich kreativen und passenden Worten, deren Rahmen und dessen Sinn dir vielleicht, vielleicht noch nicht richtig bekannt ist.

Könnte es sein, dass du Inspirationen für deine Sprache brauchst, deine Kommunikation, deine Texte? Ich gebe dir Beispiele für Wortbedeutungen, Wort-Neuschöpfungen und Werkzeuge, um Wortschätze zu heben. Diesmal dreht sich alles um den richtigen Rahmen für deine Werke.

"Framing, weiter Rahmen für Worte und Texte"

Über eine Bewertung, wie dir der Elemente Podcast Nr. 4 gefällt, würde ich mich richtig freuen!

Ich spreche hier übrigens nicht als Sprachwissenschaftlerin, sondern als Sprachentdeckerin.

Los, komm mit in den neuen Raum! Aber Achtung: Nach dem Betreten wirst du garantiert nicht mehr wie vorher auf deine Worte und Sprache blicken. Sondern dir Fragen stellen und deiner inneren Stimme lauschen.

Schauen wir uns jetzt den Deutungsrahmen, das Frame (engl.) an, in dem wir Inhalte wahrnehmen, Inhalte setzen und schreiben.

Mit Worten kämpferisch emotionalisieren

Die Meister der Manipulation von Bedeutung sind die Religionen. Sie nehmen Alltägliches und setzen es in einen plakativen Rahmen. Vielleicht so, wie heute Sportereignisse oder Wahlen kommentiert und emotionalisiert werden.

Einmal sagte der amtierende Papst, Franziskus, aus Anlass der Fastenzeit, dass sie als Christen dazu aufgerufen wären, „den geistlichen Kampf gegen das Böse mit der Macht des Wortes Gottes anzugehen". Der „Kampf gegen das Böse“ ist übrigens ein wiederkehrendes rhetorisches Element bei Franziskus.

Damit meint er eben nicht den handgreiflichen Kampf, sondern den Kampf mit Worten – mit der Bibel, dem Wort Gottes. Ich würde sagen „geistiger Kampf“. Also der „Kampf der Informationen und Impulse“. Vielleicht ist Sprache, als unmittelbarer Ausdruck unseres Wollens, immer auch ein Kampf, immer Konfrontation innerhalb und mit einem bestimmten Deutungsrahmen. Das englische „Framing“ kommt als Begriff aus der Medien-Wissenschaft und wurde von der Psychologie im weitesten Sinn adaptiert.

Wortgrenze an Wortgrenze

Im Bereich Sprache und Text heißt das: Hier steht Wortgrenze an Wortgrenze. Die Bedeutung eines Wortes, eines Satzes ist in einem Deutungsrahmen, schneller, besser und zielgerichteter zu verstehen. Es bleibt aber das Aneinandergeraten von Worten untereinander und mit einem Rahmen.

In diesem Beispiel ist „geistig“ mit „Kampf“ konfrontiert. Im Deutungsrahmen „Katholische Kirche und Katholizismus“ verstehen wir schnell, worauf der Begriff hinauswill. Ansonsten könnten wir die beiden Worte nicht wirklich sinnvoll zusammenbringen und sicher nicht wie beabsichtigt. 

Bis zum letzten Rahmen

Nun ist ein Rahmen auch eine Grenze, eine Abgrenzung. Ob aus Holz oder durch inhaltliche Aufladung. Dies ist den Rebellinnen und Rebellen unter uns erstmal lästig. Doch erst innerhalb eines Rahmens bekommen Worte den letzten Schliff und Sinn.

Denn, stellen wir uns vor, es gäbe keinen Rahmen. Dann flögen die Bedeutung und das Gesagte förmlich in den unendlichen Raum. Weg von allem. Ohne Rahmen könntest du dir einen Inhalt nicht sinnvoll zu eigen machen.

Selbst wenn wir einen Rahmen sprengen, ist da immer gleich ein nächster, auch wenn er weiter ist als der vorherige.

Irgendwann am letzten Rahmen angekommen, braucht es weder Worte noch Bedeutung. Wenn wir das ganzheitlich und holistisch sehen, würde dann alles alles bedeuten und auch nichts.

Von daher ist der so oft genannte Anglizismus des „out of the box“- Denkens (= ohne Beschränkung) erstmal verführerisch. Die Ketten oder den Rahmen zu sprengen, verspricht Befreiung. Losgelöst von allem zu sein. Sei dir aber auch des Nichts gewahr, in dem du und dein Inhalt, ihr euch dann befindet.

Das Meer als Rahmen - Film „Die Legende vom Ozeanpianisten“

Inspirierend für die Empfindungen von Rahmen kann hier der Film „Die Legende vom Ozeanpianisten“ von Giuseppe Tornatore (R, D) sein. Der ist alleine schon wegen der Bilder und der einfühlsamen Melodien von Ennio Morricone sehenswert und hörenswert. Und er lief vor kurzem auf arte [Anm.: leider nicht mehr verfügbar].

Ein Junge wächst als illegales Findelkind auf einem Ozeandampfer auf. Von Heizern wird er großgezogen. Er scheint superbegabt zu sein und spielt Klavier auf begnadete Weise. Damit verdient er sich später seinen Lebensunterhalt auf demselben Dampfer. Nie verlässt er ihn. Erst eine Frau schafft es, dass er sich danach sehnt, „dem Meer vom Land aus zu lauschen“. Allerdings bekommt er kurz vor dem Schritt an Land Angst vor der für ihn gigantischen Stadt. Es ist New York.

„Diese Stadt ist so endlos. Die Straßen so ohne Ende.“

Er zieht die endlose Weite des Ozeans vor. Die für die meisten ja die endlosere Variante ist. Aber das Meer ist ihm vertraut in seiner Endlosigkeit, erlebt aus dem engen Rahmen der Schiffshaut heraus. Großartig gespielt übrigens von Tim Roth als besagter Ozeanpianist mit dem schrägen Namen „Neunzehnhundert“.

Das Meer kann ein Rahmen sein, so wie eine Stadt oder ein Land es sein kann. Es geht um die subjektive Empfindung von Halt und Bedeutung und darum, für wen es wie passt oder eben nicht.

Ein befriedigender Kontext

Eigentlich ist es doch eine schöne und befriedigende Kunst, die eigenen Inhalte in den richtigen Kontext, was ja auch ein Rahmen ist, zu setzen. Im Dienst von Nutzerin und Nutzer, den Rezipienten. Genau das macht der Kurator einer Ausstellung. Das ist etwas, das auch in Zeiten von KI vorerst nicht maschinell zu ersetzen sein wird. Also ein menschliches Alleinstellungsmerkmal, das wir als Sprachschöpfende pflegen sollten.

Re-framing

Mit den ganzen Coachings und Persönlichkeitsoptimierern ist das „Re-Framing“ en vogue gekommen. Das „Wieder-Rahmen“ wortwörtlich aus dem Englischen übersetzt. Diese Methode meint einen tradierten, gewohnten Deutungsrahmen, gesetzt durch eigene, wohlmöglich traumatisierende Erlebnisse, Erkenntnisse und Erfahrungen, neu und positiv um-zu-deuten. So als stelltest du dir die „Wie wäre es wenn“-Frage.

Damit werden wir gelenkt, etwas aus einen anderen Blickwinkel zu betrachten und uns dessen neu gewahr zu werden. Dies ist Bewusstseinsschulung. Wenn auch eine recht fragile, die drastische Konsequenzen haben kann. In unserem Beispiel könnte es sein, dass wir vielleicht das Wort „Kampf“ als militaristischen Ausdruck erkennen und uns fragen, was dies mit einer an sich pazifistischen Religion zu tun. Daraus könntest du schließen, dass darin eine Bigotterie (hier ein ganz passendes Wort) steckt. Du könntest dich verraten und verkauft fühlen und schließlich der Religion abschwören.

Folglich könnte dir keiner mehr mit dem Wort „Kampf“ kommen, ohne dass du dessen Bedeutung durchschautest. Ob da dann noch der Kontext helfen kann, bezweifle ich. Denn du hast einen neuen Rahmen: Deinen Erkenntnis- und Bewusstseinsrahmen.

Freiheit per Gesetz

Als ob Johann Wolfgang Goethe (ab 1782 „von Goethe“) diesen Konflikt zwischen Inhalt und Rahmen geahnt hat: Sein Sonett „Natur und Kunst“ (1802) – er schrieb es vor über 200 Jahren – endet mit der Zeile „…und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.“

Ganz zuuuufällig wird eine der nächsten Folgen im Elemente-Podcast vom Spektrum zwischen Kunst und Schreiben handeln. Habt ihr dazu Ideen oder Anregungen? Schreibt mir oder in das Kommentarfeld. Oder auf Instagram. So werden wir interaktiv. Viiiielen Dank!

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Zeitleiste

  • 00:00 Intro, Überblick, Einführung
  • 03:08 Frame, Deutungsrahmen, Beispiele
  • 03:40 Inhalte mit Bedeutung aufladen
  • 04:10 Beispiele Rahmen und Bedeutung
  • 05:20 Framing – Herkunft, Anwendung
  • 07:40 Rahmen – Abgrenzung und Halt
  • 10:34 Out-of-the-box-Denken
  • 11:30 Analyse – Film „Die Legende des Ozeanpianisten“ und die Rahmen
  • 15:04 Inhalte in einen Kontext setzen – menschlicher Vorteil zu KI
  • 15:55 Re-Framing und die Folgen für die Bedeutung
  • 19:10 Inspiration für Rahmen - Sonett „Natur und Kunst“ Johann Wolfgang Goethe
  • 19:45 Ausblick Thema „Kunst und Schreiben“, Beteiligt euch gerne!
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1 Kommentar

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